Situation
Das Grundstück für das neue Kulturzentrum liegt nur wenige Gehminuten vom Ortskern von Lustenau entfernt, an der stark befahrenen Landesstraße. Das Areal befindet sich direkt am Rhein, an der Grenze zur Schweiz, an einem prominenten Ort, der von heterogenen Strukturen aus öffentlichen Gebäuden, Gewerbebauten, Wohnblöcken und Einfamilienhäusern geprägt ist.
Konzept
Das bestehende Vereinshaus mit Gebetsraum befindet sich im hinteren Bereich des Areals an der Tavernhofstraße und wird von der Öffentlichkeit kaum registriert. Die grundlegende Idee ist es, mit der Verlagerung an die Landesstraße von der Wahrnehmung einer „Hinterhofmoschee“ wegzukommen und mit einem repräsentativen Gebäude in der Öffentlichkeit sichtbar zu werden.
Der Entwurf ist geprägt von einer Synthese aus islamischer Architektur und Vorarlberger Baukunst.
Klassische Elemente wie Kuppel, Bogen, Arkadengang und Turm werden in eine schlichte und dezente Formensprache übersetzt. Hochwertige Materialien gewährleisten, dass das Gebäude eindeutig als Kulturbau erkennbar ist.
Das KUM soll ein Treffpunkt aller Gesellschaftsschichten werden und mit der Zeit zur Identität der Lustenauerinnen und Lustenauer dazugehören.
Das transparente Erdgeschoss mit dem Arkadengang und der Fußgängerpassage, die das Gebäude durchquert, sowie dem Restaurant und den Geschäfte wirken einladend und offen.
Städtebau
Mit seiner klaren Positionierung direkt an der Landesstraße fügt sich das KUM wie selbstverständlich in seine Umgebung ein. Der einfache, quaderförmige Baukörper mit seiner angemessenen Höhe von drei Geschossen schließt die bisherige bauliche Lücke, definiert den Straßenraum der Landestraße und fügt sich so als ordnendes Element in den Kontext ein. Die Zufahrt zum Areal erfolgt zusätzlich unmittelbar über die Landesstraße, somit wird die ehemalige Erschließung über die Tavernhofstraße und zugleich das angrenzende Wohngebiet entlastet.
Das gesamte Grundstück wird als semi-öffentliche Fläche der Lustenauer Bevölkerung zugänglich gemacht. So entsteht eine öffentliche, von viel Grün geprägte Platzsituation, die im Zusammenspiel mit der Passage und den Arkaden eine sehr hohe Außenraumqualität für alle LustenauerInnen bietet.
Erscheinungsbild
Die einladend gestaltete Fassade mit großzügigen Bogenöffnungen kommuniziert Offenheit in alle Richtungen. Helle, qualitative Mauerwerksklinker, die klassisch gemauert werden, vermitteln einen hochwertigen, robusten Eindruck. Das Potential dieses traditionellen Baustoffs wird mit den gemauerten Bögen, dezenten Reliefs und den perforierten Fassadenstellen besonders ausgeschöpft. Vor den Fenstern angeordnete Holzlamellen, sehr üblich in Vorarlberg, die in Funktion und Gestaltung auf die traditionelle „Mashrabiyya“ Bezug nehmen, gewährleisten einen permanenten Sonnen- und Sichtschutz. Die Intimität im Gebetsraum wird somit bewahrt und eine Ablenkung während der Andacht verhindert. Zwei Elemente der islamischen Architektur charakterisieren das schlichte Bauvolumen als Moschee:
Zum einen ist das die Kuppel, die den Gebetsraum stützenfrei überspannt und so den kreisrunden Innenraum nach oben räumlich erweitert. Runde Öffnungen sorgen für eine intime Belichtung des Gebetsraumes. Die eher flache Kuppel, die nur aus der Distanz wahrgenommen werden kann, wird mit grünlichen Biberschwanzziegeln verkleidet, einem traditionellen österreichischen Dachziegel.
Das andere Element der islamische Architektur ist der Turm, der als „Landmark“ die Bedeutung des Gotteshauses markiert. Er ist eine leere und funktionslose Skulptur, die zugänglich und oben offen ist. Durch Reliefs in der Klinkerfassade, Kunstelemente sowie ein künstlerisches Lichtspiel entsteht ein belebtes räumliches Kunstwerk.
Organisation
Das Kulturzentrum mit Moschee ist auf 4 Ebenen organisiert, die durch den stirnseitig positionierten Treppenraum verbunden werden. Im Erdgeschoss trennt die Passage den Grundriss in zwei Teile – den Eingangsbereich auf der einen und die Geschäfte mit das Restaurant auf der anderen Seite, die von dem gedeckten Arkadengang umgeben sind. Im ersten und zweiten Obergeschoss gelangt man über einen Vorbereich mit Garderobe in den kreisrunden Gebetsraum. Dieser ist als eingestellte Raum-im-Raum Konstruktion Richtung Mekka orientiert und reicht als zweigeschossiger Luftraum bis in die Kuppel hinein.
Zusätzlich gibt es multifunktionale Räume im hinteren Bereich der Moschee.
Im Untergeschoss befinden sind die meisten „nicht-geistlichen“ Räume des Kulturzentrums: Lokal, Jugendraum, Mehrzweckraum. Auch die Räume für die rituelle Waschung, die Sanitäranlagen sowie Technikräume und Lager befinden sich hier.
Das Untergeschoss wird von kreisrunden Außenhöfen natürlich belichtet und belüftet. Diese Höfe bieten mit einer großzügigen Begrünung geschützte Außenräume von hoher Aufenthaltsqualität.
Konstruktion
Ein orthogonales, systematisches Raster mit einem Achsmaß von 4,5 Metern bildet die Basis für das flexible, einfache Tragwerk, das als massive Stahlbetonstruktur, verschiedene Unterteilungs- und Nutzungsmöglichkeiten erlaubt.
Der runde Gebetsraum ist zusammen mit der Kuppel als eingesetzter Holzbau konzipiert: Ein leichtes Gerüst aus ringsum angeordneten Holzstützen und einer Kuppel aus stabförmigen Trägern und vorgefertigten Elementen betont auch strukturell die Wahrnehmung des Gebetsraumes als „Raum im Raum.
Nachhaltigkeit
Die kompakte Form des Gebäudes, gut isolierte Bauteile sowie eine optimierte Tageslichtausnutzung leisten einen Beitrag zur Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit in Errichtung und Betrieb. Flächenheizungen und eine Energieversorgung mit einer Sole-Wärmepumpe unterstützen die ökologische Grundkonzeption. Sowohl in der Fassade als auch im Ausbau finden ökologische und hochwertige Materialien Anwendung. Durch die daraus resultierende Langlebigkeit wird ein positiver Beitrag zur Nachhaltigkeit geleistet.
Freiraum
Ausgezeichnet wird das Projekt durch das Öffnen der Außenanlagen, die so der gesamten Bevölkerung zur Verfügung stehen. Von der Tavernhofstraße bis zur Reichshofstraße entsteht ein einladendes Quartier mit maximaler Durchlässigkeit – ein Ort der Begegnung und Kommunikation. Durch die präzise Positionierung des Baukörpers bilden sich gut gegliederte, maßstäbliche Außenräume. Der Turm markiert den Platz im Zentrum Areals, zwischen dem Neubau und dem Bestand.
Südlich des Gebäudes befindet sich der erfrischende, abkühlende Brunnen, der so gestaltet ist, dass hier auch rituelle Waschungen möglich sind. In der Nähe ist auch ein Kinderspielbereich im Schatten von Obstbäumen angeordnet. Die Geländer der runden Höfe werden mit verschiedenen Kletterpflanzen bewachsen, die nach unten bis in die Höfe hineinhängen. Ornamentale Fliesen, Bäume und kleine Wasserspiele schaffen hier eine einzigartige Atmosphäre.
Die runde Form der Höfe wird als Gestaltungselement fortgesetzt und findet sich in Blumeninseln, dem Brunnen oder den organisch geformten Platzbegrenzungen wieder.
Nachhaltigkeit
Die kompakte Form des Gebäudes, gut isolierte Bauteile sowie eine optimale Tageslichtausnutzung haben einen enormen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit in Errichtung und Betrieb. Sowohl in der Fassade, als auch im Ausbau finden ökologische und hochwertige Materialien Anwendung. Durch die daraus resultierende Langlebigkeit wird ein positiver Beitrag zur Nachhaltigkeit geleistet.
Freiraum
Ausgezeichnet wird das Projekt durch das Öffnen der privaten Grundgrenzen – mit dem Neubau stehen die öffentlichen Außenanlagen der gesamten Bevölkerung zur Verfügung, es wird ein Ort der Begegnung und Kommunikation konzipiert. Von der Tavernhofstraße bis zur Reichshofstraße entsteht ein einladendes Quartier mit maximaler Durchlässigkeit. Durch die präzise Positionierung des Baukörpers bilden sich gut gegliederte, maßstäbliche, vielfältige Außenräume. Der Turm wird mit einem Platz als Treffpunkt umspielt. Zentrum des Freiraums ist der erfrischende, abkühlende Brunnen, der so gestaltet ist, dass hier auch rituelle Waschungen möglich sind. An der Reichshofstraße befindet sich der Spielbereich im Schatten von Obstbäumen. Prägendes Element des Freiraumes sind die abgesenkten Höfe. Die Geländer der runden Höfe werden bewachsen mit verschiedenen Kletterpflanzen, die auch nach unten hängen. In mobilen Trögen wachsen kleine Bäume mit essbaren Früchten. Ornamentale Fliesen und das Wasser schaffen hier eine einzigartige Atmosphäre. Die runde Form der Höfe wird als Gestaltungselement fortgesetzt und wiederspiegelt sich bei den blütenprächtigen Blumeninseln oder dem zentralen Brunnen.